Klinik und Poliklinik fuer Neurochirurgie: Pinealiszysten
Krankheitsbild
Pinealiszysten sind gutartige zystische Strukturen, die aus der Zirbeldrüse (Pinealis) entstehen. Wenn sie eine bestimmte Größe überschreiten, engen sie den Aquädukt (Verbindung zwischen 3. und 4. Hirnkammer) ein und führen zu einem Aufstau des Nervenwassers mit Ausbildung eines Hydrocephalus. Manchmal sind Pinealiszysten von Pinealistumoren schwer zu unterscheiden.
A: Endoskopisches Bild einer Pinealiszyste (Pfeile). B: Mikroskopisches Bild einer Pinealiszyste (Pfeile).
Symptome
Pinealiszysten manifestieren sich meist im Kindes- oder jungen Erwachsenenalter durch klinische Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen oder Gleichgewichtsstörungen. Oft besteht eine intermittierende Symptomatik, die wahrscheinlich durch eine Ventilwirkung der Zyste verursacht wird. Häufig sind Pinealiszysten jedoch Zufallsbefunde und nicht für die Symptomatik verantwortlich, die zur Bildgebung führte.
Diagnostik
Die Kernspintomographie ist die Bildgebung der Wahl, da man sowohl die Zyste als auch den Aquädukt exakt beurteilen kann. Insbesondere die sagittalen Sequenzen sind wichtig für die Darstellung einer möglichen Aquäduktkompression.
Kernspintomographie einer Pinealiszyste in sagittaler und axialer Schnittebene. Man erkennt die Verlegung des Aquäduktes (dicker Pfeil) durch die Zyste (dünne Pfeile).
Behandlung:
Asymptomatische Pinealiszysten, die klein sind und keine Liquorzirkulationsstörungen verursachen, sollten in größeren Abständen (am Anfang ca. jährlich) durch eine zerebrale Bildgebung (MRT) in Bezug auf Größe und Aquäduktkompression kontrolliert werden. Symptomatische Zysten, die eine Liquorzirkulationsstörung verursachen, sollten operiert werden.
Prinzipiell stehen zwei Operationsmethoden zur Verfügung. Bei erweitertem Ventrikelsystem bevorzugen wir die endoskopische Technik, bei engen Hirnkammern die mikrochirurgische Technik. Bei der endoskopischen Technik erfolgt die Operation über ein an der Stirn-Haar-Grenze angelegtes Bohrloch. Nach Einführen eines Endoskopes in die 3. Hirnkammer wird die Pinealiszyste unter endoskopischer Sicht mit speziellen Instrumenten (endoskopische Scheren, Fasszangen, Koagulationselektroden, Absaugkatheter) eröffnet und weit gefenstert. Eine komplette Entfernung wird meist nicht durchgeführt (siehe Video 1).
Bei engen Hirnkammern wird die Zyste mikrochirurgisch über einen Zugang zwischen Kleinhirn und Kleinhirnzelt in sitzender Lagerung vollständig entfernt. Bei Methoden haben ihre Berechtigung und müssen individuell entsprechend der anatomischen Gegebenheiten angewendet werden.
Postoperativ erfolgt eine MRT-Kontrolle. Bei kompletter Zystenentfernung sind keine weiteren Kontrollen notwendig. Bei Teilresektion sollte eine Langzeitverlaufskontrolle mit regelmäßiger MRT-Bildgebung erfolgen, da rezidive möglich sind.
1. Fallbeispiel mit Video
Die 20jährige Patientin klagte über intermittierende Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Im MRT zeigte sich eine große Pinealiszyste, die den Aquädukt einengte und bereits eine deutliche Hirnkammererweiterung verursachte. Die Zyste wurde endoskopisch weit gefenstert. Die Symptome bildeten sich vollständig zurück.
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